ROMs drahtlos auf den Retroid Pocket (und andere Handhelds) übertragen

Der Retroid Pocket 3+ ist (genau wie seine Vorgänger 2+ und 3) ein hervorragender Handheld, der mühelos alle Videospiel-Konsolen meiner Kindheit und Jugend emuliert. Aktuell hilft er mir dabei, ein vor über 30 Jahren begonnenes Projekt endlich zum Abschluss zu bringen: Super Mario World durchzuspielen. Bis zur Rente sollte ich es schaffen. 😀

Seit ich den ersten Retroid Pocket in die Hände bekam, hat mich aber eine Sache immer genervt: Um den Handheld mit neuen ROM-Dateien zu füttern, muss man die microSD-Karte aus dem Slot an der Unterseite herausnehmen — eine furchtbare Fummelei! — und via Kartenleser an den heimischen Rechner anschließen. Dort kopiert man dann die ROMs auf die Karte, wirft sie wieder aus und steckt sie zurück in den Handheld. Für viele Menschen mag das keine große Sache sein, für mich ist es “EDV zu Fuß” – so hat es zumindest mein Informatik-Lehrer immer ausgedrückt. Schließlich befinden sich beide Geräte — Handheld und Rechner — im selben W-LAN. Warum kann ich die ROMs dann nicht drahtlos übertragen? Leider schweigen sich Bedienungsanleitung und Drittanbieter-Dokumentationen gleichermaßen über diese Möglichkeit aus.

Aber darf ich Euch ein kleines Geheimnis verraten? Es geht! 🥳 Und hier kommt die Anleitung:

1. Besorgt Euch im Google Play Store die kostenlose App WiFi FTP-Server. Wer den Entwickler dieser hervorragenden App unterstützen möchte, sollte zu WiFi Pro FTP-Server greifen — mit 0,99 EUR ein echtes Schnäppchen, außerdem wird man dann nicht von Werbebannern genervt.

2. Öffnet die App und hüpft in die Settings. Dort solltet Ihr zunächst den Anonymous access deaktivieren, damit sich nicht jeder Hans und Franz an Eurem Retroid anmelden kann (s. Abb. 1). Außerdem empfehle ich dringend, Explicit FTPS zu verwenden (Use FTPS ✅, SSL mode > Explicit), damit während der Verbindung übermittelte (Zugangs-)Daten verschlüsselt werden.

Zuguterletzt solltet Ihr den Root folder auf den Ordner einstellen, in dem sich Eure ROMs befinden. In meinem Fall ist das [Name der SD-Karte] -> RetroidPocketFolder -> ROMs (s. Abb. 2). Wenn Ihr später vom Rechner aus auf den Retroid zugreift, landet Ihr gleich im richtigen Ordner. Sehr bequem.

 

Abb. 1: Sicher ist sicher: “Anonymous access” abhaken, “FTPS” anhaken und als geeigneten SSL mode “Explicit” wählen.

 

Abb. 2: Ganz wichtig: Den Root folder setzen, damit man mit dem FTP-Client gleich im richtigen Ordner landet.

 

3. Verlasst die Settings, in dem Ihr vom linken Bildschirmrand zur Mitte wischt, und startet den FTP-Server dann über die gleichnamige Schaltfläche (s. Abb. 3). Nach zwei Sekunden ist er up and running (s. Abb. 4). Ab sofort könnt Ihr vom Mac oder PC auf den ROMs-Ordner zugreifen. Jippie!

Abb. 3: Über die Schaltfäche Start wird der Wifi FTP-Server… na… gestartet.

 

Abb. 4: Und schon läuft die Sache!

 

4. Der Zugriff vom Rechner aus erfolgt über einen FTP-Client. Ich empfehle Cyberduck. Diese Ente füttert Ihr nun mit den Server- und Zugangsdaten, die WiFi FTP-Server im Hauptbildschirm oben rechts anzeigt (vgl. Abb. 4).

Abb. 5: Cyberduck mit den entsprechenen Server- und Zugangsdaten füttern.

 

5. Sobald die Verbindung steht, könnt Ihr Eure ROMs in den passenden Ordner kopieren:

Das ist doch tausendmal besser als die SD-Karten-Fummelei, oder? 😉

Übrigens: Ohne es getestet zu haben, bin ich überzeugt, dass diese Methode auch auf anderen Gaming-Handhelds mit Android-Basis funktioniert, z.B. dem AYN Odin Pro, dem GPD XP, dem ANBERNIC RG353P, dem Logitech G Cloud oder dem AYA Neo Next.