Tastatur und Maus an zwei Computern gleichzeitig?

Zugegeben: Die Lösung, die ich in diesem Blogbeitrag vorstelle, ist nicht sonderlich spektakulär. Trotzdem habe ich das Bedürfnis, sie nieder­zuschreiben, da bestimmt nicht nur ich im pandemiebedingten Home-Office über das folgende Problem gestolpert bin: unverhoffter Zuwachs auf dem heimischen Schreibtisch.

Einleitend sollte man vielleicht wissen, dass ich einen Laptop für keinen vollwertigen Desktop-Ersatz halte, sei seine Bildschirmdiagonale auch noch so groß. Ich gehöre zu dieser aussterbenden Spezies, die für die tägliche Bildschirmarbeit einen Monitor jenseits der 23 Zoll bevorzugt und mit Vorliebe mechanische Tastaturen nutzt, die dem IBM-Keyboard “Model M” nachempfunden sind und bei jedem Tastendruck ein softes Klickgeräusch von sich geben. Zu allem Überfluss bin ich auch noch ein Anhänger von Trackballs (oder heißt es Trackbällen?), also jener Zeigegeräte, die den Mauszeiger nicht durch Schubsen der gesamten Maus, sondern durch Liebkosung einer bald tischtennisgroßen Kugel über den Bildschirm jagen. Diese Kombination – übergroßer Bildschirm, mechanische Tastatur und Trackball – findet man schwerlich als Laptop, und falls doch, würde ihn wohl niemand als solchen bezeichnen. Tatsächlich habe ich einmal ein derart ausgestattetes All-in-One-Gerät in einer Arztpraxis gesehen. Sein Besitzer macht mit ihm jedoch ausschließlich Ultraschall-Untersuchungen. Nicht schlecht, das Teil. Es hat sogar Rollen. 😀

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin ein Verfechter des klassischen Desktop-Computers und meine Peripherie überdies sehr speziell. Wie exotisch mein “Ökosystem” ist und wie stark ich daran gewöhnt bin, merke ich immer dann, wenn ich plötzlich mal vor einem fremden Rechner sitze. Ich bin kein Autofahrer, aber genauso stelle ich mir das Gefühl vor, in einem komplett anderen Gefährt als dem eigenen zu sitzen…

Der Eindringling in meinem Büro…

Im Frühling bekam ich einen Fremdling frei Haus geliefert: Damit ich von daheim aus für eine IT-Firma arbeiten konnte, stellte diese mir einen Windows-Laptop zur Verfügung. Nur mit diesem durfte ich mich aus der Ferne (via VPN) mit dem Firmennetzwerk verbinden. Wie in vielen großen Firmen ist dort nämlich nur bestimmte Hard- und Software zugelassen, zum einen aus Sicherheitsgründen, zum anderen erleichtert ein einheitlicher “IT-Fuhrpark” der IT-Abteilung die Wartung desselben.

Gleich nach der Inbetriebnahme merkte ich, dass mir produktives Arbeiten mit diesem Gerät schwer fallen würde: 13-Zoll-Bildschirm, Touchpad und dann natürlich diese Laptop-Tastatur. Für mich ein ergonomischer Horror! Ich bekam allerdings die Erlaubnis, meinen Trackball, meine Tastatur und meinen Monitor anzuschließen – ein Lichtblick! Nachdem alles angestöpselt war, war endlich an Arbeiten zu denken. Ein Lichtersches “Ein Träumschen!” entfloh spontan meinen Lippen. Natürlich arbeite ich nicht so gerne unter Windows wie unter macOS, und auch die bei PC und Mac leicht voneinander abweichende Tastaturbelegung führt zu unfreiwilligen Vertippern, aber hey: In der Konstellation ließ es sich aushalten.

Zu wenig Tastatur für zuviel Computer

Ein Problem aber blieb: Meine Peripherie hatte sich nicht wundersam verdoppelt. Also musste ich ständig, wenn ich etwas am heimischen Mac arbeiten oder “nur geschwind nachschauen” wollte, das HDMI-Kabel des Monitors und die USB-Kabel von Tastatur und Trackball aus dem Laptop rupfen und in den Mac stecken. Und das Ganze dann zurück, wenn es am Laptop weitergehen sollte. Ein klassischer Fall von “EDV zu Fuß”, wie es mein alter Informatik-Lehrer immer nannte.

Gut, das mit dem HDMI-Kabel ließ sich lösen. Mein Monitor verfügt gottseisgetrommelt über zwei HDMI-Eingänge, also habe ich mir ein zweites HDMI-Kabel besorgt und den Laptop damit am zweiten Eingang angeschlossen. Über eine Taste am Monitor konnte ich jetzt zwischen beiden Rechnern hin- und herschalten. Träumschen. Leider haben mein Keyboard und meine Trackball-Maus keine zwei Kabel, um sie an zwei Computern gleichzeitig anzuschließen. Ich habe so etwas auch noch nie gesehen. Aber wie erspare ich mir dann das ewige Umstecken?

Switcher Dir einen

Die ziemlich simple Antwort: mit einem USB-Switch! Man stöpsele Tastatur und Maus in die USB-A-Ports des USB-Switches, die beiden Rechner schließe man an dessen USB-B-Ports an. Fertig! Die Verkabelung habe ich zum besseren Verständnis in der nachfolgenden Grafik skizziert:

Solch ein USB-Switch verfügt über einen Knopf, mit dem man zwischen den beiden Computern hin- und herschalten kann. Ein Lämpchen zeigt an, mit welchem Rechner die angeschlossenen USB-Geräte (in meinem Fall Tastatur und Trackball) gerade verbunden sind. Es ist also durchaus ratsam, das Zauberkästchen irgendwo auf dem Schreibtisch zu platzieren, wo es in Sicht- und Reichweite ist.

Wie ich eingangs bereits erwähnte: Das ist jetzt nicht die Lösung, die irgendjemanden vom Hocker haut oder aus den Socken reißt. Aber allein die Tatsache, dass ich mir die Mühe mache, einen Blogbeitrag darüber zu verfassen, sollte beweisen, wie begeistert meine Wenigkeit war, solch eine einfache und gut funktionierende Hardware-Lösung entdeckt zu haben. Ich benutze dieses Schalterschächtelchen jetzt schon ein halbes Jahr und möchte es nicht mehr missen.

Ein paar abschließende Bemerkungen

Ich spreche hier bewusst keine Empfehlung für einen bestimmten USB-Switch bzw. eine bestimmte Marke aus. Welches das richtige Gerät für Dich ist, der Du bei einer Internetrecherche vielleicht auf diesen Artikel hier gestoßen bist, hängt stark davon ab, was Du vorhast.

Vielleicht willst Du ja irgendwann noch weitere Geräte als nur Tastatur und Maus an den USB-Switch anschließen, z.B. einen Drucker oder einen Scanner. Dann heißt es Weitblick beweisen und gleich einen USB-Schalter mit drei oder vier USB-A-Ports kaufen. Für Geräte, die eine schnelle USB-Verbindung benötigen (z.B. eine Festplatte), gibt es auch USB-3.0-Switches.

Wenn Dein Monitor keine zwei HDMI-Eingänge hat und Du den zweiten Computer auch nicht an einem anderen Eingang anschließen möchtest, so solltest Du Dir mal KVM-Switches anschauen. KVM steht für Keyboard-Video-Mouse. Ganz recht: Mit KVM-Switches kann man Tastatur, Maus und Monitor per Knopfdruck en bloc zwischen Rechnern umschalten.

Der “kleine Bruder” eines KVM-Switch ist übrigens der KM-Switch. Das ist ein USB-Switch, der ausschließlich für Tastaturen und Mäuse geeignet ist. Anders herum gibt es auch USB-Switches, die nicht für den Betrieb von Eingabegeräten gedacht sind. Aus diesem Grunde würde ich vor dem Kauf immer den Hersteller fragen, ob der favorisierte USB-Switch tatsächlich problemlos mit einer Tastatur oder einer Maus verwendet werden kann.

Alternativen zu einem USB-Switch

Wie immer in der IT führen viele Wege zum Ziel. Und das ist gut so. So wie ich normale Mäuse nicht ausstehen kann, können andere Menschen das zusätzliche Kabelgewirr auf oder unter dem Schreibtisch nicht ertragen, welches die Installation eines USB-Switches leider mit sich bringt. Durchaus nachvollziehbar. Welche Alternativen gibt es also zum USB-Switch?

Nun, wenn man (wie in meinem Ausgangsproblem) einfach nur Tastatur und Maus ohne Umstecken an mehreren Computern verwenden möchte, kann man sich auch nach Bluetooth-Mäusen und -Tastaturen umsehen, die sich mit mehreren Computern gleichzeitig koppeln lassen. Diese Geräte tragen oft die Bezeichnung Multi-Device und verfügen ihrerseits über einen Schalter, mit dem man zwischen den verbundenen Rechnern wechseln kann. Wenn man eh gerade auf der Suche nach neuen Eingabegeräten ist, ist das eine richtig gute Lösung. Ich für meinen Teil wollte mir keinen neuen Trackball und keine neue Tastatur zulegen. Meine favorisierten Modelle gibt es aber sowieso nicht in Bluetooth-Varianten.

Zuguterletzt möchte ich noch einen komplett softwareseitigen Ansatz erwähnen: Die Software ShareMouse ermöglicht, wenn sie auf beiden Rechnern (egal ob Mac oder Windows-PC) installiert ist, das “Überspringen” des Mauszeigers auf den jeweils anderen Desktop. Anders als der Name vermuten lässt, klappt das auch mit Tastatureingaben, wie man in diesem Video sehen kann. Ein kleiner Nachteil gegenüber einem USB-Switch ist vielleicht, dass der Host-Rechner (also der, an dem Tastatur und Maus physisch hängen) eingeschaltet sein muss, auch wenn nicht an ihm gearbeitet wird. Bei einer sexy Lösung wie dieser ist das aber auf ziemlich hohem Niveau gejammert. Ich kann jedem nur empfehlen, einmal die auf zwei Rechner (und einen Bildschirm pro Rechner) beschränkte Freeware-Version auszuprobieren.